Auch dies ist ein Beitrag aus dem Projekt 2005 der im Mai letzten Jahres zum Thema "Koerper" entstanden ist:
„Jetzt reicht’s mir!!!“ schreit die Seele den Körper an. „Das kann ja wohl nicht wahr sein! Länger lass ich mir die Scheiße hier nicht gefallen. Das ist doch lächerlich, wie du hier rumzickst. Ist ja auch kein Wunder, dumm wie du bist. Da kann man ja nicht mitkriegen wie die Sache läuft. Falls du es also noch nicht weißt, du kannst nicht einfach machen was du willst. Weiß doch heute jedes Kind, dass man Körper und Seele nicht getrennt betrachten kann, sondern dass sie miteinander in Verbindung stehen. Wie wäre es also, wenn du endlich mal mit deinem Egoisten-trip aufhörst und auch mal an mich denkst?“
Der Körper sieht ziemlich klein aus, wie die Seele ihm da so gegenüber steht und ihn zur Schnecke macht. Er hatte das eigentlich anders verstanden. Er sieht zur Seele auf und schaut betroffen aber auch ziemlich wütend aus. Er mag die Seele eigentlich sehr und sie sind immer gute Freunde gewesen. Sie half ihm und er half ihr. Und nun schreit sie Ihn so völlig respektlos an. Der Körper findet das unfair.
„Also jetzt gehst du wirklich zu weit“, sagt der Körper. „Was soll das? Du warst doch völlig erschöpft. Und ich übrigens auch. Falls es dir entgangen ist, du hast auch nicht besonders auf mich geachtet. Mit deinem ganzen Hin und Her hast du mich doch geradezu dazu getrieben mich einzuschalten. Soll ich vielleicht tatenlos zusehen wie du uns beide in den Abgrund wirtschaftest?“
„Wie bitte? Ich höre wohl nicht richtig?!“ Die Seele scheint sichtlich empört. „Ich habe mir solche Mühe gegeben. Du weißt es doch selber. Die Umstände sind nicht gerade einfach und schließlich bin ich es auf der das Herz seine ganzen Gefühle ablädt und der Verstand seine gesamten Gedanken. Meinst du vielleicht das ist einfach?“
„Nein, das glaube ich ganz und gar nicht,“ antwortet der Körper, „aber in aller Freundschaft – du warst meiner Meinung nach etwas auf dem falschen Pfad. Ich meine was soll das? Du stürzt das Herz von einem Gefühlschaos ins nächste und hetzt dann den Verstand gegen es auf. Und die ganze Zeit bist du völlig davon besessen die Kontrolle über alles und jeden haben zu wollen. Das ist nicht fair. Und ich habe dir doch angesehen, dass dich das auch völlig fertig macht. Du hast doch schon ganz schwarze Ringe unter den Augen. Meinst du ich sehe nicht, dass du völlig fertig bist und nicht mehr zur Ruhe kommst?“
Die Seele starrt den Körper an und bleibt stumm.
Der Körper fährt fort: „Und dann hast du mich da auch noch mit rein gezogen. Wir sind eben nicht unabhängig voneinander. Du hast mich ganz schön mies behandelt. Um nicht zu sagen du hast mich zeitweise völlig ignoriert. Irgendwann musste ich mich da einfach einschalten. Oder soll ich vielleicht zusehen wie du uns beide kaputt machst?“
Plötzlich ist es die Seele die klein aussieht. Sie hat Tränen in den Augen und fragt – noch immer ein wenig trotzig: „Und was bezweckst du jetzt mit deiner glorreichen Idee? Jetzt sitzen wir doch beide hier und können uns kein Stück mehr bewegen. Willst du dich an mir rächen?“
„Natürlich nicht“, sagt der Körper nun schon viel versöhnlicher. „Ich möchte dass du mir zuhörst. Wie gesagt, du mutest dir und deiner Umgebung zuviel zu. Du bist zu ungeduldig. Es wird sich gar nichts lösen, wenn du wie eine Verrückte im Kreis herumrennst und doch völlig gelähmt bist vor Angst. Du bist völlig besessen geworden von der Idee eine Lösung zu finden und das Herz und der Verstand haben sich auch schon bei mir beschwert. Du hetzt sie gegeneinander auf. Das hilft uns nicht. Was du brauchst ist Ruhe. Du musst lernen, dass du nicht alles unter Kontrolle hast. Und vor allem solltest du auch lernen mal Hilfe anzunehmen. Glaubst du mir gefällt es, dass ich keine Bewegung bekomme? Ich weiß wie sehr es dich geschockt hat, dass ich dir meine Unterstützung genommen habe. Ich habe dir die einzigen Momente genommen, in denen du mal ganz abschalten konntest. Aber das war nötig. Wir müssen wieder zusammen arbeiten. Einer alleine schafft das nicht.“
Der Seele laufen große Krokodilstränen über die Wangen. Ein wenig erstickt flüstert sie: „Du hast recht. Es tut mir leid. Ich hätte vorher auf dich hören sollen. Aber ich habe doch mein Bestes versucht.“
„Aber das weiß ich doch.“ Der Körper legt der Seele den Arm um die Schulter. „Es geht doch auch gar nicht darum sich gegenseitig Vorwürfe zu machen. Ich weiß wie schwer es für dich zurzeit ist. Aber ich bin dein Freund und will dir so gut ich kann helfen. Wir müssen einfach auf einander hören. Was sagst du? Friede?“
Die Seele lächelt und wischt ihre Tränen weg. „Okay. Friede. Ich danke dir.“
Und dann sitzen sie noch eine lange Zeit da – der Körper und die Seele – und halten sich an den Händen ohne ein Wort zu sagen. Spüren einfach die Gegenwart des Anderen und den Frieden, der sie verbindet.
1 comment:
Das ist wirklich schön, kann das sehr gut nachvollziehen. Insgeheim hab ich gehofft die "Lösung" zu lesen, obwohl mir klar ist, dass es keine Standard-Lösung gibt - der Bauch vielleicht. Ich wünschte ich könnte ihn irgendwann verstehen, ich wünsche es mir so sehr. Liebe Dich Süße, auch weil Du so schöne Gedanken hast
Post a Comment